Vogesenweg | 105 km – 2.250 hm

Eine Biketour von Darmstadt nach Heidelberg

Dieser Weg führt vom Nordrand des Odenwaldes (wir sind in Darmstadt gestartet) zumeist auf der ersten Bergkette hinter der Bergstraße, berührt dabei die Burg Frankenstein, das Felsenmeer, die Kreisstadt Heppenheim mit der Starkenburg und Weinheim. In Heidelberg wird der Neckar überschritten und dann ging´s per Zug zurück nach Darmstadt. Er ist durchgehend mit einem „roten Strich auf weißem Grund“ markiert und im Großen & Ganzen gut zu finden. Manchmal biegt der Weg sehr rack in einen kleinen Trail ein und wenn man nicht aufpasst – huscht man vorbei. Dank meines GPS-Gerätes wusste ich schon vorher die Abzweigungen – da ist es dann doch ein wenig leichter.

Ein paar Bilder vorab? 
Tourbeschreibung

Es ist Donnerstag morgen der 7. Juni , Feiertag, und wir, das sind Jochen, Jürgen, Alfred, Martin & ich treffen uns um 7:30 Uhr in Sulzbach, um gemeinsam nach Darmstadt zu fahren und in der Nähe des Ost-Bahnhofs zu parken. Dort stoßen wir auf Gerhard, der sich über unser Forum auch zur Tour angemeldet hatte – schon mutig, denn wir kannten uns überhaupt nicht. Wie sich aber später heraus stellen sollten war er top fit – überhaupt war unsere Gruppe sehr homogen in Sachen Leistung.

Heute wird ein sehr heißer & schwüler Tag, denn das Thermometer zeigt bereits um 8:15 Uhr über 20 Grad an. Egal, wir haben es nicht anders gewollt und immer noch besser als der Regen der vergangenen Woche. Auf die Bikes und los geht´s. Wir verlassen die ersten Strassen sehr schnell und kommen am Vivarium vorbei, Darmstadts Tiergarten der sich bevorzugt auf Reptilien spezialisiert. Hinter den Gebäuden der Technischen Hochschule geht es ab in den Wald. Der Weg wechselt zwischen kleinen Trails und breiteren Waldwegen, teils geschottert, teils fester Waldboden. Es sind nur wenige Minuten zur Ludwigshöhe mit dem Aussichtsturm und der Sternwarte, von der man einen tollen Ausbilck auf Darmstadt & seine Umgebung hat.

Nun geht es hinab durch ein Tal und wieder bergauf zum Prinzenberg, wo eine Schutzhütte zur Rast einlädt – wir lassen sie aber links liegen. Wiederum bergab kommen wir zum Melittabrunnen und fahren bald kurz links am Waldrand entlang und wieder etwas hinauf zum Waltersteich. Der Wanderweg führt zunächst am Hang des Bordenberges entlang, dann kurz nach dem Ludwigsbrunnen über einen geilen Trail zum Mathildentempel. Enge zick-zack Kurven auf einem schmalen Trail, mal hoch, mal runter mit schönem Flow – so liebt es das Bikerherz.

Im Mühltal wird die B426 überquert und nach der Papiermühle halten wir uns rechts und biken durch das Tal zur Bohlenmühle. Wir überqueren das Beerbachtal, vorbei an der Waldmühle und jetzt gehts stetig bergauf – immer hinauf bis zur Burg Frankenstein…

Die markante Burg oberhalb von Darmstadt wurde 1252 erstmals genannt. Erbaut wurde sie von Konrad II. Reiz von Breuberg, dem Ahnherrn des noch heute bestehenden Geschlechts der Freiherrn von Frankenstein. Diese verkauften 1662 Burg und Herrschaft an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Von da an war die Burg Invalidenhaus und Militärstrafanstalt. Später stand sie leer und verfiel. Die Burgkapelle wurde wiederhergestellt. Vom Torturm hat man eine schöne Aussicht.

Nun bleiben wir einige Minuten auf dem Höhenrücken, kreuzen beim Wanderparkplatz die Zufahrtsstraße zur Burg und fahren weiter bergauf vorbei an der Felsing-Hütte und einer Sportanlage, danach knickt unser Weg nach links um. Auf einem kleinen, echt coolen und abwechslungsreichem Trail befinden wir uns in der Nähe der Magnetsteine. Die Steine dieser Felsgruppe enthalten ein Gestein, durch das bei der Magnetnadel eines Kompasses ein schwacher aber deutlicher Ausschlag der Kompassnadel zu beobachten ist. Der Weg ist immer wieder gespickt mit feinen Trails, etwas gröberen Steinen ..man kommt sich fast vor wie in den Alpen – nur eines ist besser – wir fahren bei jetzt schon 30 Grad meistens im Schatten der Bäume.

Auf der Landstraße führt uns der Weg weiter zum Ortsrand von Ober-Beerbach. Martins Getränkevorrat ging zu neige, da wollte er sich in einem Gasthaus etwas Wasser aus der Leitung holen. Die Toiletten waren zugeschlossen und man bekam nur den Schüssel, wenn man dort gespeist hat. Also gut – dann bezahl ich halt dafür, und bekam fasst einen Ohnmachtsanfall: 3/4 Liter Wasser: 4,50 € – unverschämt!

Es kam eine schnelle und sehr grobe Schotterabfahrt, die wir alle rasant und doch genüsslich hinab stürzten da passierte es – Martin hatte einen kompletten Felgendurchschlag an BEIDEN Reifen! Sowas hatten wir noch nicht erlebt – also beide Schläuche raus und durch neue ersetzt… Weiter geht es zwischen Wiesen & Felder, mal an eine Ortschaft vorbei, mal durch bis wir dann sehr steil bergauf zum Felsberg (514 m) kommen. Auf dem Gipfel steht der im Jahre 1901 von der Ortsgruppe Darmstadt erbaute 27 m hohe Ohlyturm. Von dort biken wir abwärts bis zur Riesensäule, eines schon von römischen Steinmetzen behauenen Steinsäule, die aber wegen ihres Gewichtes nicht abtransportiert werden konnte. Hier oben beginnt das Felsenmeer:

Am Südhang des Felsberges zieht sich ein eindrucksvolles Naturdenkmal hinunter, das aus 18 Teilen besteht. Bei der Erstarrung des glutflüssigen Hornblendegranits entstand die Wollsackform der gewaltigen Blöcke, die durch Wegspülen des Verwitterungsrusses freigelegt wurden, das Felsenmeer entstand also nicht durch eiszeitliche Einwirkungen. Schon zur Römerzeit wurden viele Steine von Steinmetzen bearbeitet und verwertet. Manche Felsen haben besondere Namen erhalten: Altarstein, Riesensarg, Schiff, Pyramide, Riesensäule, Riesenkiste, Regenbogenstein und Krokodil. Die heutige Steinindustrie existiert erst etwa 100 Jahre.

Über Pfade und Steine des wie ein steinerner Wasserfall anmutenden Felsenmeeres biken wir rechts vorbei und stets bergab bis nach Reichenbach. Wir kommen bis zum Selterswasserhäuschen, einer Steinhütte auf einem Paß zwischen dem Lautertal und dem Hochstädter Tal, dann halten wir uns links weiter bergab und kommen hinab nach Elmshausen. Hier halten wir uns rechts und bleiben so lange auf einem Höhenweg, bis unser Weg nach Verlassen des Waldes ein kleineres Waldstück erreicht. Der Höhenweg führt geradewegs nach Bensheim. Aber unsere Markierung schickt uns links durch einen Hohlweg hinab nach Gronau. Doch nach wenigen Metern beginnt ein weiterer Hohlweg, der uns wieder hinauf zum Eselsberg führt. Ein ständiges auf & ab – das zehrt an den Kräften.

Im Ort einige Meter auf der Straße, dann müssen wir weiter hinauf bis in den Wald, dort gelangen wir auf einem Waldweg rasch zur Jägerrast. Hier treffen viele Wanderwege Sternförmig aufeinander und wieder einmal streifen wir den Europäischen Fernwanderweg Nr. 1. Wir halten uns rechts auf einem Forstweg, der sich am Hang entlang schlängelt, langsam bergab bis zur Helenenruhe mit der Schutzhütte am Waldrand. Jetzt biken wir auf dem Höhenrücken auf die Burg zu. Unser Wanderweg führt aber bald nach links mit Blicken in die Rheinebene durch die Weinberge direkt nach Heppenheim. Hier ist die Aussicht auf die Stadt wirklich klasse und wir bleiben für einen Fotostopp gerne mal stehn. Starkenburg, dem Wahrzeichen der Bergsträßer Kreisstadt.

Die Burg wurde 1065 vom Abt Udalrich des Lorscher Klosters als Stützpunkt gegen den Bremer Erzbischof Adalbert, der sich von Heinrich IV. das Kloster hat übertragen lassen, es kurz darauf aber wieder abgeben mußte. 1229 wurde die Starkenburg an Erzbischof Friedrich III. von Mainz verkauft. 1461 kam sie an die Kurpfalz und wurde 1621 von spanischen Truppen eingenommen, danach von 1631 bis 34 von den Schweden besetzt. 1645 und 47 versuchte Turenne vergeblich die Burg einzunehmen, bevor sie 1648 wieder zurück an Mainz kam. 1680 wurde sie unter Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim wieder vollständig instandgesetzt. Auch den Truppen Mélacs trotzte die Burg im Jahre 1689. Kurfürst Emmerich Joseph von Breidbach erteilte 1765 den Befehl zum Abbruch. den sein Nachfolger Friedrich-Karl von Erthal aber wieder aufhob. 1924 wurde der alte Bergfried gesprengt und drei Jahre später an anderer Stelle ein neuer erbaut, von dem man einen herrlichen Ausblick hat. Am Platz des ehemaligen Palas existiert seit 1959 eine Jugendherberge.

Am kleinen Markt überqueren wir die Siegfriedstraße und fahren drüben vorbei am Kurmainzer Amtshof hinauf zum Großen Markt, einem Kleinod mittelalterlichen Städtebaus mit dem Rathaus und dem Brunnen. Die Erfrischung mit kaltem Brunnenwasser tat uns sichtlich gut. Die Markierung führt uns durch verwilderte Gärten ins Erbacher Tal. In Schleifen ersteigen wir auf einem Teer-Weg durch Buchwald die Höhe des Essigkamms und kommen an den oberen Rand der Weinberge mit einem schönen Blick auf die Rheinebene in Richtung Mannheim. Weiter geht´s in den Ort Juhöhe (366 m). „Juchhe, wir haben den Aufstieg geschafft“, mag man denken, doch der Ortsname hat damit nichts zu tun, er kommt vielmehr von Jochhöhe, denn die Straße von Heppenheim nach Mörlenbach hat hier ihre Paßhöhe erreicht, bevor sie wieder ins Weschnitztal hinab führt. Die Juhöhe ist ein Aussichtspunkt und ein beliebtes Ausflugsziel mit Gasthöfen. Wir biken weiter in südlicher Richtung auf der Kammlinie zwischen Rheinebene und Weschnitztal. Nach dem Verlassen des Waldes bietet sich zunächst ein Blick ins Weschnitztal, im Weiteren auch in Richtung Mannheim. Nach wenigen Metern auf der Straße gehts dann links zum Waldnersturm:

Dieser Turm, der auch Vierritter-Turm genannt wird, wurde im Jahre 1830 von einem Grafen Waldner, der in dieser Gegend ansässig war, erbaut. Früher zugemauert ist der Turm zwischenzeitlich ständig zugänglich.

Unser Weg steigt wiederum kräftig an. Wir passieren die Wolfssteinhütte mit Blick ins Weschnitztal. Hier ist unsere Route identisch mit der Landesgrenze. Mehrere größere Grenzsteine machen uns darauf aufmerksam. Die Buchstaben GH stehen für Großherzogtum Hessen, GB für Großherzogtum Baden. Wir bleiben auf dem Höhenweg – dann nehmen wir ein Pfädchen unter die Stollen zum Steinbruchhaus mit seinem Fachwerk. Weiter geht es auf einem Teerweg, bei der Rothhütte halten wir uns zunächst rechts und verlassen wenig später den abschwenkenden Schotterweg um geradewegs hinauf zum Hirschkopf (346 m) zu gelangen.  Vom Aussichtsturm haben wir einen prächtigen Ausblick auf den Tromm-Rücken im Osten, sowie die Rheinebene bis zum Pfälzerwald im Westen. Auch der Porphyrsteinbruch unterhalb der Wachenburg fällt ins Auge.

Nun beginnt der Downhill erster Güte. Der Weg ist sehr steil, bei Nässe ist erhöhte Vorsicht geboten. Uns macht der allen tierisch Spass – obwohl wir die Rampen und selbst gebauten Sprungschanzen umfahren.

Wir kommen zu einem Forstweg, den wir aber gleich verlassen um auf einem Pfädchen bis zu einer weiteren Schutzhütte am Aussichtspunkt „Vogesenschau“ zu gelangen. Von dort geht es auf dem Fahrweg in vielen Windungen durch Gärten bergab. Auf der anderen Seite des Weschnitztales liegen die beiden Burgen Wachenburg und Windeck vor uns. Nach der Kehre wird das Rauschen der Straße unten im Tal lauter und bei den ersten Häusern schickt uns die Markierung scharf nach links. Wir haben Weinheim erreicht. Der Magen signalisiert HUNGER – also suchen wir uns in der Fußgängerzone ein gemütliches Lokal mit Sitzmöglichkeiten im Freien.

Ortsausgang schicken uns die Markierungen über Stufen in den Schloßpark und durch den Heilkräutergarten. Bei der Fontäne verlassen wir den Schloßgarten wieder durch seinen Hinterausgang. Jochen hat einen Weg um den Schlossgarten gefunden und ist den Berg statt wir tragend – bikend hoch gekommen. Aber egal – „wir wollten ja dem Original folgen“ war der Kommentar der Anderen.

Unser Weg führt am Hinterausgang rechts zum Rand des Exotenwaldes, wo sich die Wanderwege gabeln, wir nehmen den linken Weg, der anfangs geteert, dann geschottert in einer langen Schleife aufwärts führt. Erstaunt sehen wir die bis zu 55 m hohen Mammutbäume – und bei jetzt fast 33 Grad dachten wir wirklich -wir sind um Urwald.

Ich hatte ein Problem mit meinem Magen – der fing an zu rebellieren und verkrampfte bei jedem Tritt in die Pedale. Irgendetwas habe ich nicht vertragen – aber da muss ich durch. Ich quälte mich die Steigungen hinauf und trug letztendlich somit bei, dass unser gemeinsamer Schnitt immer mehr sank. Was ich den Anderen nicht verraten habe – mir wurde teilweise sehr Schwindelig und ich war manches mal der Ohnmacht sehr nahe – aber wie heißt es so schön: „Quäl dich du Sau„.

Nach Oberflockenbach wurde es heftig – wir blieben nicht auf dem Schotterweg, sondern biken geradewegs ein recht steiles Pfädchen hinauf – zum Schluss mit fast 32% natürlich schiebend – (ich schon etwas früher als die Anderen). Nach weiteren quälenden Minuten auf einem steilen Sträßchen haben wir den Eichelbergturm(525m) erreicht.

Der Aussichtsturm „Mannheimer Hütte“, ein massiver Bau mit einer Höhe von 10 Metern wurde 1911 erbaut, er ist Sonntags von Ostern bis Ende November (für Gruppen auf Anmeldung) bewirtschaftet.

Nun beginnt ein etwas beschwerlicher Abschnitt in unserem Bikeweg, denn er führt über Altenbach, das tief unten im Tal liegt, wieder hinauf nach Wilhelmsfeld. Ein nahezu ebener Waldweg bringt uns zum Wilhelmsfelder Eck, dann dem Waldweg folgend, der auf der Nordseite des Bergrückens bleibt. Doch nach einigen Minuten schicken uns die Markierungen vorbei am Fernmeldeturm der Post zum Aussichtsturm auf dem Weißen Stein (548 m). Jetzt gab es für uns die Möglichkeiten, Ein kühles alkoholfreies Weizen zu geniessen – für mich gabs aber Cola – was sich im Nachhinein als genau richtig heraus stellte, denn 20 min. später ging es mir wieder einigermaßen gut und der Magen liess mich in Ruhe!

Bald kommen wir zum Zollstock, einem Rastplatz, wo wir einen ersten Blick auf Heidelberg, das Schloß und den Königsstuhl werfen können. Noch ein Stück weiter bergab, dann steigen wir nochmals kurz an und gelangen auf den Heiligenberg (440 m).

Aus der Keltenzeit stammt die gewaltige doppelte Ringwallanlage, in der die Römer ein Heiligtum des Mercurius Cimbrianus errichteten. 852 kam die damals Abrahamsberg genannte Höhe durch eine Schenkung König Ludwigs in den Besitz des Klosters Lorsch. Auf dem nördlichen Gipfel entstand nun ein Kloster und eine dem heiligen Michael geweihte Kirche, die bis 1530 bestanden. Auf dem südlichen Gipfel errichtete Abt Anselm ein zweites Kloster mit Kirche zu Ehren des heiligen Stephan. Von diesen Bauten sind nur noch wenige Reste erhalten. Neben der Ruine der Stephanskirche steht ein 18 Meter hoher Aussichtsturm. Im Sattel zwischen den beiden Gipfeln baute der Reichsarbeitsdienst in den Jahren 1934 / 35 die Thingstätte, eine Feierstätte für Kundgebungen und Festspiele.

Vorbei an der Fuchsrondellhütte mit Blick auf Heidelberg kommen wir zur Mönchsberghütte. Durch die Eichendorffanlage gelangen wir zum Philosophenweg. Hier oben hat man den wohl schönsten Blick auf Heidelberg mit dem Schloß. Ein Schlangenweg nach rechts hinab zum Neckar führt uns zur „Alte Brücke“ und dann erreichen wir die Altstadt von Heidelberg und gelangen durch die Steingasse zum Marktplatz. Man ist hier was los – aber da es schon etwas später ist, machen wir uns auf den direkten Weg zum Hauptbahnhof.

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