Eine Biketour von Darmstadt nach Heidelberg
Der Burgenweg verläuft über die westliche Höhenkette des Odenwaldes von Darmstadt-Eberstadt bis zum Heidelberger Schloß und ist durchgehend mit dem Wegzeichen „blaues B“ gekennzeichnet. Der Weg führt an vielen sehenswerten Burgen und Burgruinen vorbei.
Ein paar Bilder vorab? Bitte schön:
Es ist 8:20 Uhr als unsere noch müden Glieder nach einem Gruppenbild die Bikes in Bewegung setzten. Die ersten 15 Km folgend wir dem Vogesenweg. Der Weg führt durch den Darmstädter Stadtwald in kleinen Trails und Schotterwegen bis zum eigentlichen Ausgangspunkt des Burgenweges an der B426. Wir fahren nun auf einem Waldweg den Schloßberg hinauf und folgen hierbei immer dem Wegzeichen des Burgenweg, dem blauen B. Wir gelangen zu einem „Steinhaufen“ und biken rechts den schmalen Urwaldpfad entlang. Der Weg führt durch einen Kräutergarten und schließlich zur Ruine Frankenstein.Die Burg Frankenstein wurde im Jahre 1252 erstmalig erwähnt. Im 17. Jahrhundert wurde sie als verfallen beschrieben. Die Burg wurde durch den dort lebenden Alchimisten Johann Konrad Dippel berühmt. Gerüchteweise soll er aus Leichenteilen ein Wesen geschaffen hat, das seinen Erschaffer erschlug. Er fing in der Umgebung junge Mädchen und Kinder, um mit diesen zu spielen und anschließend zu verspeisen. Bei einer ihrer Reisen war Mary Shelley auch zu Besuch in Eberstadt und erfuhr vermutlich diese Geschichte. So entstand dann das bekannte Buch „Frankenstein oder der moderne Prometheus“.
Das „B“ führt uns immer wieder durch kleine Pfade wechselt in Schotterabschnitte und ab & zu müssten wir auch mal ein paar Treppen überwinden. Zugegeben – die meißten schiebend oder tragend. Ein steiler Anstieg und wir stehen vor den Resten der Burganlage Tannberg. Es bietet sich uns ein grandioser Ausblick in die Weite des Landes.
Die Burg Tannenberg wurde um 1232 auf dem Tannenberg erbaut und erstmals 1239 urkundlich als „Burg Seeheim“ erwähnt. Ende des 14. Jahrhunderts wurde sie zu einer Raubritterburg und im Jahre 1399 nach mehrwöchiger Belagerung vollständig zerstört Rekonstruktion der Burg Tannenberg). Die überwucherten Reste wurden von einer Arbeitsgruppe des Heimat- und Verschönerungsvereins Seeheim freigelegt. Dabei wurden die Grundmauern und der Stumpf des Bergfrieds wiederhergestellt.
Anfangs führt der weitere Weg in Serpentinen, später geradeaus den Burgringweg hinunter. Wir folgen weiter der Markierung „blaues B“, diese führt den Weg hinauf Richtung „Schloß Heiligenberg“. Später gelangen wir auf einem asphaltierten Weg und folgen hinauf zum Schloß Heiligenberg.
Schloß Heiligenberg war einst die Sommerresidenz des Hauses Battenberg-Mountbatten, das weitreichende Beziehungen zu europäischen Königshäusern besaß. Es war ursprünglich ein Landgut und wurde zwischen 1862 und 1867 zum Schloß umgebaut. Heutzutage befindet sich hier das Hessische Institut für Lehrerfortbildung.
Wir fahren geradeaus weiter und gelangen zu einer Wiese mit herrlichem Ausblick. Hier steht ein goldendes Kreuz, das 1865/66 zum Gedenken an Großherzogin Wilhelmine errichtet wurde. Nach einem kräftigen Schluck aus unseren Flaschen geht es weiter und der Weg führt auf einem schmalen Wiesentrail hinab bis wir in die Hauptstraße von Jugenheim münden. Die Fahrt ist ein ständiger Wechsel zwischen bergauf und bergab, mal auf coolen Pfaden, mal auf Schotter, ab & zu auch mal Asphalt. Das Wetter ist top und die Tour macht so richtig Spass. Bevor wir zum Auerbacher Schloss aufsteigen fällt mir ein witzige Figur am Bachlauf auf.
Die Burg Auerberg (wie sie ursprünglich hieß) wurde zwischen 1222 und 1232 erbaut. Im 14. Jahrhundert wird sie ausgebaut. 1674 wird sie vom französischen Marschall Turonne erstürmt und teilweise zerstört. Die Burganlage verfiel daraufhin. 1820 stürzte der Nordturm ein, der etwa 30 Jahre später wieder aufgebaut wurde. Im 19. Jahrhundert wurde die Burg zum Schloß umgebaut. Seit 1903 wurde die Burg vom Land Hessen restauriert.
Der Weg schlängelt sich jetzt in tollen Serpentinen steil hinab. Es macht einfach nur Spaß hier zu biken und man vergisst fast das ständig auf & ab. Zwischen den Weinberghängen am Waldrand entlang für das „B“ uns direkt in einen Biergarten! Wir schauen verdutzt – aber wir müssen wirklich DURCH den Biergarten durch und den schmalen Pfad entlang, der schließlich auf einen asphaltierten Weg und uns hinunter nach Bensheim führt. Wir biken nun durch Felder und Wiesen. Rechts liegt der Hemsberg, hinter uns ist der Melibocus, die höchste Erhebung an der Bergstraße. Wir kommen am Parkplatz „Schloßberg“ vorbei danach biegen wir in den Starkenburgweg. Hier steht die Starkenburg-Sternwarte. Wir folgen dem gepflasterten Weg bis zur Starkenburg. Hier lädt die Burgschänke zu einer Rast ein – wir müssen danken ablehnen.
Die Starkenburg liegt auf 295 m auf dem Schloßberg oberhalb von Heppenheim. Sie wurde im Jahre 1065 zum Schutz des Klosters Lorsch errichtet – damals noch unter dem Namen Burcheldon. Im Jahre 1206 wurde die Starkenburg erstmals unter dem Namen „Burg Starkimberg“ urkundlich erwähnt. Die Burg wurde 1765 verlassen und verfiel. 1924 mußte der Rest des Bergfrieds wegen Einsturzgefahr eingerissen werden, 1930 wurde der neue Bergfried eingeweigt. Im Jahre 1960 wurde an Stelle des früheren Wohnhauses eine Jugendherberge errichtet.
In Weinheim angekommen haben wir beschlossen, eine kleine Pause einzulegen. Am besten, dachten wir uns, an einer schönen Eisdiele. Und wie sollte es anders sein, wir fanden sie direkt am Bahnhof. 4 leckere & große Portionen, die haben wir uns schon mal verdient!
Den Weg durch den Schlosspark und den Exotenwald kennen wir bereits, denn er fährt parallel zum Vogesenweg, den wir letztes Jahr unter die Stollen genommen haben. Die Anhöhe haben wir erreicht, ein toller Blick mit super Fernsicht, ein Weg immer entlag der Weinberge und zum Abschluss noch ein Serpentinentrail – Bikerherz was willst du mehr!
Ich zähle jetzt nicht alle Wege und Straßen einzeln auf, das würde zu weit führen. Es ist ein ständiger Wechsel zwischen Schotterwegen, kleinen Wald-Pfädchen, Wiesentrails, Asphalsträßchen und zu guter Letzt: Immer mit toller Aussicht! Und wieder eine Burg:
Die Strahlenburg wurde um das Jahr 1235 auf dem Schloßberg oberhalb von Schriesheim erbaut und war damals als „Schloß Strahlenberg“ bekannt. Im 14. Jahrhundert wechselten oft die Besitz der Burg. Es ist unklar, wann genau die Burg zerstört wurde. Sehr wahrscheinlich ist sie um das Jahr 1500 ausgebrannt. In den 1730er Jahren wurden die Steine der Burg vermehrt zum Bau von Mauern der Weinberge abgetragen.
Das Ziel kommt näher .. und wir freuen uns darauf. Denn langsam aber sicher machen sich die über 100 km und 3.000 hm in den Beinen bemerkbar. Aber wir sind uns sicher, dass wir keinen Kilometer vom Burgenweg vermissen möchten. Auch den Weg nach Heidelberg hinunter kennen wir durch den Vogesenweg. Noch schnell ein Finisher-Foto vor der Brücke und ab gehts zum Hauptbahnhof. 20:28 Uhr stehen wir in der Bahnhofshalle und müssen mit entsetzten feststellen, dass unser Zug gerade mal vor 3 Minuten Heidelberg verlassen hat…so ein Mist. Das heißt jetzt noch eine Stunde hier warten, dann eine weitere Stunde Zugfahrt zurück nach Darmstadt und dort bereits im Dunkeln quer durch die Stadt zu unserem Auto.
Fazit
Wir fanden alle, dass der Burgenweg an einem Tag eine sehr hohe körperliche Beanspruchung darstellt. Wer nicht gut Trainiert ist, dem macht die Tour an einem Tag keinen Spass – bestimmt aber an 2 Tagen! Einfach die 108 km in der Mitte teilen, dann übernachtet man z.B. in Heppenheim. Der Trailanteil ist in der ersten Hälfte der Tour etwas größer, aber es kommen auch im 2. Abschnitt einige fahrerische Leckereien vor. Enge Serpentinen, kleine Pfädchen – es wird dir bestimmt nie langweilig. Uns hat die Tor trotz der großen Anstrengungen super gefallen, sogar besser als der Vogesenweg vom letzten Jahr…Burgenweg – wir kommen wieder!
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